So ein Theater!!!

Kürzungen im Bereich Soziokultur

Ein Artikel von Selina aus der 9. Klasse , die ihr Praktikum beim Theater gemacht hat

Trotz dem Aufwuchs der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sollen die Mittel für die Bundeskulturfonds im Jahr 2025 um die Hälfte gekürzt werden, u. a. der Fonds Soziokultur, der zahlreiche Projekte für Kinder und Jugendliche fördert. Diese drastischen Kürzungen gefährden die Fortführung wichtiger Fördermodule der freien Kunst- und Kulturszene. Die Kürzungen werden vor allem die freie Szene treffen, für die die Bundeskulturfonds eine wichtige Förderquelle sind. Auch die geplante Streichung aller Zuschüsse für das Bündnis internationaler Produktionshäuser trifft vor allem freie Künstlerinnen und Künstler aus dem Bereich der Darstellenden Künste. Damit würde die Arbeit von sieben bundesweiten Ankereinrichtungen der Freien Darstellenden Kunstszene erheblich geschwächt, heißt es in einer Pressemitteilung des Fonds Darstellende Künste. „Rund 10 Mio. Euro gehen damit der freien Szene allein in dieser Sparte verloren.“

Was ist Soziokultur?

Sozio bedeutet: Gesellschaft.
Die Gesellschaft sind wir alle.
Soziokultur bedeutet: Kultur und Gesellschaft.
Also Kultur, die Menschen zusammenbringt.

Was mach die Fonds Soziokultur?

Die Fonds Soziokultur e. V. fördert befristete Vorhaben mit Modellcharakter, also ein Projekt mit neuen und beispielhaften Ideen. Sie sollen ein Beispiel sein für andere soziokulturelle Projekte und Einrichtungen. Die Fonds Soziokultur will sowohl ästhetische und kommunikative als auch soziale Bedürfnisse und Fähigkeiten aller Bürger*innen aufgreifen und erweitern. Die Förderung soziokultureller Projekte trägt zur kulturellen Chancengleichheit bei.

Warum ist es wichtig Soziokultur zu fördern?

„Wir fördern Soziokultur, weil wir überzeugt sind, dass jede*r kreativ denken und handeln kann. Wir glauben, dass Menschen nicht nur ein Publikum für Kunst und Kultur sind, sondern sie aktiv mitgestalten können.

Wir fördern soziokulturelle Projekte aller künstlerischen Sparten in ganz Deutschland. Unser Ziel ist es, den Zugang zu Kunst und Kultur für alle Menschen unserer vielfältigen Gesellschaft zu öffnen.“

— fonds_soziokultur, Instagram, 07. August 2024

Die 5 anderen Bundeskulturfonds im Überblick

Deutscher Literaturfonds: Der Deutsche Literaturfonds ist ein gemeinnütziger Verein zur Förderung der deutschsprachigen Literatur.

Deutscher Übersetzerfonds: Der Deutsche Übersetzerfonds ist ein gemeinnütziger Verein zur Förderung literarischer Übersetzungen aus einer Fremdsprache in die deutsche Sprache.

Der Fonds Darstellende Künste: Der Fonds Darstellende Künste fördert die Kunst- und Kulturlandschaft in Deutschland mit besonderem Schwerpunkt auf die Beförderung der Freien Darstellenden Künste.

Der Musikfonds: Der Musikfonds fördert aktuelle Musik aller Sparten in ihrer Vielfalt und Komplexität.

Stiftung Kunstfonds: Die Stiftung Kunstfonds unterstützt und sichert zeitgenössisches Schaffen in der bildenden Kunst.

Interview mit Olivia Meyer Montero (Schauspielerin, Theater- und Tanzpädagogin und Sprecherin)

  1. Welche Projekte oder Einrichtungen sind konkret von den aktuellen Kürzungen betroffen?

   Die freie Szene ist sehr stark betroffen. Es sind vor allem die Kunstprojekte in der freien Szene betroffen. Mittlerweile sind aber auch Kunst Pädagogische Projekte, sowie die Jtw  (Jugendthetaerwerkstatt Spandau) oder die Qualle, eine queere Jugendfreizeiteinrichtung in Spandau betroffen. 

  • Wie wirken sich die Kürzungen konkret auf Ihre Arbeit / Ihr Projekt / Ihre Einrichtung aus?

Viele Leute, die nur künstlerisch tätig sind, also Leute die Tanzprojekte oder Theaterprojekte machen nur für sich, denen wurden Förderungen weggenommen. Das bedeutet sie wollen alle in den künstlerisch-pädagogischen Bereich gehen, also mit Kindern oder Jugendlichen arbeiten. Das bedeutet wir sind viel mehr Bewerber*innen insgesamt und es gibt aber trotzdem weniger Geld, was auf viel mehr verteilt werden muss. Dann werden lieber viele kleine Projekte gefördert als ein großes Projekt und das bedeutet du hast unterm Strich viel weniger Geld.

  • Gibt es bereits spürbare Folgen für die Besucher*innen oder Teilnehmenden Ihrer Angebote?

Nein, für die Teilnehmenden und die Besucher*innen noch nicht. Man muss aber dazu sagen, dass ich sehr viele Förderungen versucht habe zu beantragen. Ich habe sehr viel probiert, deswegen ist das einzige, was sehr spürbar ist, dass wir viel weniger Geld haben.

  • Welche Zielgruppen leiden besonders unter den Kürzungen?

Viele kleinere Künstler*innen Kollektive, Solokünstler*innen und vor allem Häuser wie die Jtw, die nur auf Förderungen angewiesen ist, leiden besonders darunter.

  • Wie erklären Sie sich diese politischen Entscheidungen?

Es musste Geld eingespart werden, meine Frage dazu wäre: Warum macht man das im Kunst & Kultur Bereich? Der Kunst & Kultur Bereich ist im großen und ganzem gesehen nur ein kleiner Bereich für den ganzen Haushalt. Warum kürzt man also in einem kleinen Bereich? Dann kürzt man ja wenig. Das kann ich mir überhaupt nicht erklären.

  • Glauben Sie, dass Soziokultur in der politischen Debatte genug Gehör findet?

Nein, finde ich nicht. Ich finde wie immer das Soziokultur, besonders im Sektor von Jugendlichen und Kindern, die sind die am schlechtesten wegkommen generell. Die fragt keiner und das finde ich schlecht.

  • Wie gehen Sie und Ihr Kolleg*innen mit der aktuellen Situation um – gibt es neue Strategien, um Angebote aufrechtzuerhalten?

Ja wir müssen sehr kreativ und innovativ sein, also wir müssen uns viele verschiedene Dinge einfallen lassen. Wir müssen mit weniger Geld umgehen, das heißt zum Beispiel an Materialkosten zu sparen, viel Upcycling zu machen.

  • Welche Unterstützung wäre aus Ihrer Sicht notwendig, um die Situation zu verbessern?

Also intern unter Künstler*innen fände ich mehr Miteinander und Vernetzung wichtig. Aber politisch gesehen fände ich einfach wichtig, dass man an anderen Stellen spart, also ich meine Deutschland ist vielerlei Kriege involviert, zum Beispiel Waffen, also das sind so Dinge die muss man nicht ausgeben meiner Meinung nach. Man könnte das in seine Gesellschaft stecken, um ein besseres solidarisches Miteinander zu schaffen und dafür ist Kunst & Kultur da.

  • Was motiviert Sie trotz der schwierigen Lage, weiterzumachen?

Ich liebe meine Arbeit. Das ist für mich nicht meine Arbeit, das ist mein Leben. Die Jugendlichen motivieren mich, weil ich einfach sehr viel Potential in ihnen sehe, und ich hoffe das sie schlauer in die Zukunft gehen als wir es taten.

Was würden Sie Entscheidungsträger*innen gern direkt sagen, wenn Sie die Chance hätten?

Ich würde sie gerne fragen, ob sie nicht sehen, wie dieser Zug, auf dem wir sitzen, diese kapitalistische patriarchale Welt, komplett gegen die Wand fährt und einfach schon extrem nah an der Wand an der Wand dran ist. Ob sie eigentlich keine Angst haben und ob sie nicht realisieren, dass wir an der Jugend ansetzen müssen. Man muss denen einfach mehr Raum und bessere Ideen für die Zukunft geben.

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